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Geruchshölzer „neutralisieren“

Wer im Verein für das Training der Geruchshölzer immer wieder ganz neue Hölzer nimmt, muss auf Dauer schon eine Menge Geld investieren, denn dann gehen eine Menge Geruchshölzer dabei drauf. Viele Vereine nutzen die Geruchshölzer daher immer wieder und „neutralisieren“ diese. Dafür gibt es zwei häufig genutzte Methoden:

  • Hölzer einfrieren 1-2 Wochen und wieder auftauen
  • Hölzer abkochen und trocknen lassen

Aufgrund der Tatsache, dass mein Lion eigentlich immer das richtige Holz gefunden hat  und Nullrunden in dieser Übung eher mal daraus resultierten, dass er vorher ein falsches angehoben und wieder abgelegt hat, habe ich mich entschlossen mit seiner Hilfe mal zu testen, ob das wirklich funktioniert. Er ist jetzt in Rente und ich konnte so die Übung nicht mehr „ruinieren“ oder Fehler einbauen.

Warum der Test?

Anlass für diesen Test war ein Training mit Hölzern die von unserer Vereinsprüfung übrig geblieben waren. In die neutralen auf der Prüfung gebrauchten Hölzer, die ich selbst nicht angefasst hatte, sind zwei Hölzer zum Auslosen des Richtungsapports hineingeraten, die ich beschriftet hatte.  Im Training ist eines der Hölzer von der Auslosung zwischen den neutralen Hölzern und dem von mir angefassten Holz ausgelegt worden. Mein Hund hat dann das Holz von der Auslosung statt das „richtige“ gebracht und das 5 Tage nach der Prüfung.  Der Geruch vom Beschriften muss also 5 Tage am Hölzchen gehaftet haben. Das habe ich zum Anlass genommen mal zu testen, wie fein die Nase meines Hundes wirklich ist und ob „neutralisieren“ überhaupt wirklich funktioniert.

Versuch 1

Beim ersten Versuch habe ich 5 Hölzer präpariert, das heißt beschriftet und entprechend behandelt.

  • gekocht und offen trocknen lassen in meiner Küche
  • eingefroren in einer dünnen Papiertüte
  • eingefroren in einem verschlossenen Plastikbeutel
  • gekocht und anschließend in einem offenen Plastikbeutel eingefroren
  • einfach nur offen in meiner Küche liegen gelassen.

Nach einer Woche habe ich mit jeweils einem der präparierten Hölzer und neutralen Hölzern die Geruchsunterscheidung gemacht.

Mein Hund hat alle präparierten Hölzchen erkannt, mit Ausnahme des Hölzchens das offen in meiner Küche gelegen hat.

Versuch 2

Um auszuschließen, dass er nur nach dem 3. Mal zu müde war und einfach irgendeines gebracht hat, schließlich ist er ja schon was älter, hab ich den Versuch noch mal wiederholt. Dazu habe ich jeweils zwei Hölzchen präpariert.

  • gekocht und offen trocknen lassen in meiner Küche
  • gekocht und anschließend in einem offenen Plastikbeutel eingeforen
  • eingeforen in einer einem offenen Plastikbeutel
  • einfach nur offen in meiner Küche liegen gelassen.
  • in einem verschlossenen Plastikbeutel liegen gelassen

Jeweils einen Satz  habe ich 1 Woche nach dem Präparieren verwendet. Ergebnis war, dass mein Hund alle Hölzchen erkannt hat, mit Ausnahme des Holzes, das offen in der Küche gelegen hatte.

Noch mal eine Woche später habe ich das ganze mit dem zweiten Satz Hölzchen wiederholt. Auch hier hat sich gezeigt, dass einfaches „liegen lassen“ wohl mehr Wirkung hat, als jede andere Maßnahme. Denn der Hund hat alle gefunden, selbst nach 14 Tagen!!!! außer dem Hölzchen das offen in der Küche lag und bei dem Hölzchen das gekocht und offen liegen gelassen wurde, war er sich nicht ganz sicher, hat sich aber am Ende doch dafür entschieden.

Erklärungsversuche

Interessant ist in meinen Augen, dass überhaupt versucht wird, Hölzer mittels einfrieren zu neutralisieren, wo es beim Fährten heißt, dass Fährten die nachträglich geforen sind, auf denen kalter Schnee gefallen ist oder die auf gefrorenem Boden gelegt sind, für die Hunde kaum riechen und damit sehr schwer zum abarbeiten sind.

Taut der Boden aber nach dem Legen der Fährte auf, ist das für die Hunde wieder einfacher.  Auf die Geruchshölzchen bezogen muss das heißen, der Geruch der Hölzchen ist im kalten, eingefrorenen Zustand zwar da, aber deutlich schwerer wahrzunehmen. Er verschwindet aber nicht durch die Kälte, sondern wird eher „konserviert“. Beim Auftauen müssten sie aber auch wieder mehr Geruch entwickeln, weil die Temperatur steigt.

Auch wir selbst wissen ja, dass eingefrorene Lebensmittel zwar im gefrorenen Zustand weniger riechen als aufgetaut, aber der Geruch verschwindet ja nicht durch das Einfrieren. Warum sollte das also bei Geruchshölzchen so sein?

Die Frage ist, was Geruch ist, was riecht der Hund genau? Wissenschaftlich gesehen besteht der Geruch eines Gegenstandes aus Geruchsmolekülen die das Objekt umgeben. Je dichter sie am Gegenstand sind, desto weniger weit ist der Geruch wahrnehmbar. Und je mehr sie sich bewegen, desto mehr entfernen sie sich auch vom Gegenstand und umgeben ihn wie mit einer Duftwolke. Je wärmer es ist, desto beweglicher sind die Geruchsmolküle, je kälter es ist, desto unbeweglicher sind sie und desto weniger entfernen sie sich vom Gegenstand.

Einfrieren bewirkt also, dass die Geruchsmoleküle ziemlich eng an das Geruchshölzchen gebunden werden und sich kaum davon entfernen. Man konserviert also eher den Geruch als das man ihn neutralisiert. Das Neutralisieren beginnt dann vermutlich erst mit dem Auftauen, wenn die Moleküle sich wieder erwärmen, mehr bewegen und damit auch vom Gegenstand entfernen können.

Hinweis

Diese Erklärung stammt so nicht von mir. Thomas Nicolas aus meinem Verein hat das mal gehört. Ich konnte diese Theorie aber im Internet auf verschiedenen Seiten bestätigt finden. Insofern wird was dran sein.

Aber warum funktionieren dann das abkochen nicht, denn da werden die Geruchsmoleküle erwärmt und müssen sich eigentlich vom Gegenstand entfernen können. Aber können sie es, wenn sie von Wasser umgeben sind? Meine Theorie dazu, durch die Feuchtigkeit werden die Geruchsmoleküle erst mal am Gegenstand fixiert und können sich erst nach vollständiger Trocknung so verhalten wie an den trockenen Hölzern. Dadurch dauert es länger bis die nach dem Kochen liegen gelassenen Hölzer den Geruch verloren haben.

Die dritte Frage, die ich mir gestellt habe ist, ob die Hölzer nicht durch das liegen lassen in meiner Küche oder meinem Auto auch den Umgebungsgeruch annehmen müssten und daher stärker riechen als das nur kurz angefasse Hölzchen.

Ich bin da für mich zu der Erkenntnis gekommen, wenn sie dadurch überhaupt einen Geruch annehmen, dann sehr viele verschiedene. Dieser Cocktail an Geruchsmolekülen dürfte so vielfälltig sein, dass der Hund den menschlichen also meinen Geruch nur als einen von so vielen erkennt, dass das Hölzchen nicht so wirklich nach mir riecht.

Dennoch ist erstaunlich, dass der Hund nicht den Unterschied zu den anderen erkennt. Egal wonach das Hölzchen für den Hund riecht, wenn die anderen Hölzer nagelneu sprich wirklich neutral sind, riecht das Hölzchen anders als die anderen, wenn auch nicht zwingend nach dem Hundeführer. Es ist schon erstaunlich, dass mein Hund auf diesen Unterschied nicht reagiert, denn die Theorie im Training der Geruchshölzer sagt ja eigentlich, dass der Hund lernt das Hölzchen zu finden das anders riecht als die anderen und nicht zwingend das, was nach Hundeführer riecht.

Achtung

Bei meinem Hund könnte dies auch daran liegen, dass er mit Obedience erst mit 7 Jahren begonnen hat und vorher schon 6 Jahre Fährenerfahrung hatte. Da wir viel auf den Rheinwiesen trainiert haben und dort häufig Müll und Ähnliches lag, hat er da gelernt den „Müll“ von den Fährtengegenständen zu unterscheiden die ja nach Fährtenleger gerochen haben, nicht zwingend nach mir. Vielleicht ist er deshalb eher auf den menschlichen Geruch trainiert als auf eine alleinige Geruchsunterscheidung.

Wenn man diese Erklärungsversuche, sowie die Erkenntnisse aus den Versuchen zusammenfasst, muss man eigentlich zu dem Schluss kommen, dass möglichst Wind und höhere Temperaturen den Geruch der Hölzchen am ehesten vertreiben. Demzufolge wäre eine schnelle und theoretisch sichere Methode das neutralisieren im Heißluftbackofen. Denn da kann man höhere Temperaturen, bspw. 50°C nehmen, und das Gebläse pustet die Geruchsmoleküle schön an die Seite und weg von den Hölzchen.

Zumindest in der Theorie 🙂

Fazit und Ergebnis

Hier noch mal die Zusammenfassung des missglückten Trainings und der anschließenden Tests.

Aktion

nach 5 Tagen

nach 1 Woche

nach 2 Wochen

gekocht und offen trocknen lassen in meiner Küche

erkannt

nicht erkannt (unsicher) = fast neutral

gekocht und anschließend in einem offenen Plastikbeutel eingefroren

erkannt

erkannt

eingefroren in einer einem offenen Plastikbeutel

erkannt

erkannt

einfach nur offen liegen gelassen.

erkannt

nicht erkannt = neutral

nicht erkannt = neutral

in einem verschlossenen Plastikbeutel liegen gelassen

erkannt

erkannt

  • – = nicht getestet
  • erkannt = der Hund hast das Hölzchen erkannt, es ist nicht neutral.
  • nicht erkannt = der Hund hat das Hölzchen nicht gefunden, es ist neutral.

Im Ergebnis heißt das wohl, jegliche Methode schlägt fehlt, die Wasser oder Kälte nutzen, denn scheinbar ist alleine das „liegen lassen“ ausschlaggebend für den Verlust des Geruchs. Und dabei scheint es auch keine Rolle zu spielen, dass die Hölzer in meiner Küche gelegen haben, die ja auch nach mir riecht.

Im meinem Verein handhaben wir die Aufbewahrung der Hölzer jetzt wie folgt. Wir haben vier Stapelboxen. In die unterste kommen die heute gebrauchten Hölzer. in der nächsten Übungsstunde werden die Hölzer aus der oberen Box verwendet und nach der Übungsstunde dort auch wieder reingelegt. Anschließend wird die Box von oben nach unten gestellt. Auf der nächsten Übungsstunde wieder das gleiche, die obere Box wird genutzt und kommt am Ende der Übungsstunde nach unten. So ist sichergestellt, dass die Hölzer immer mindestens 14 Tage unbenutzt liegen.

Tipp:

Zur besseren Durchlüftung haben die Boxen natürlich Löcher und Schlitze.

Unter Umständen werde ich den Test noch mal wiederholen um zu prüfen, ob es Sinn macht die Hölzchen im Heißluftbackofen zu „neutralisieren“ in der Hoffnung das Wärme (anstelle von Kälte) und die Umluft im Backhofen den Geruch schneller vertreiben.

Ergebnisse dazu folgen dann an dieser Stelle. Einfach noch mal vorbei schauen