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Motivation und Frust im Training – Teil 1: Bedürfnisbefriedigung

Habt ihr euch schon mal überlegt, was Motivation überhaupt ist? Ok, wir kennen alle die Hunde, dich hochmotiviert in Training und Prüfung mitarbeiten und die, wo man immer den Eindruck hat, Spaß haben die nicht. Was also ist Motiviation und wie motiviert man einen Hund?

Motivation, was ist das?

Die übliche Definition des Begriffs „Motivation“ ist folgende:

Definition

Motivation ist die Summe aller Triebe und Bedürfnisse, die den Hund zu seinem Verhalten oder einer Aktivität veranlassen. Dabei wird zwischen intrinsischer und extrinsischer Motivation unterschieden.

Das heißt also übersetzt, alles was einen Hund zu einer Handlung veranlasst ist Motivation, ohne Motivation daher auch keine Aktivität.

Intrinsische Motivation

Bei der intrinsischen Motivation handelt es sich um eine Motivation aus dem Innereren unseres Hundes heraus. Sie liegt immer dann vor, wenn es bspw. um selbstbelohnende Verhaltensweisen geht. Jagd unser Hund, dann ist dies in der Regel intrinsisch motiviert. Der Hund jagd um ein Bedürfnis zu befriedigen.

Extrinsische Motivation

Bei der extrinsischen Motivation fügen wir von außen etwas hinzu, bspw. eine Belohnung. In diesem Fall ist die Belohnung, oder die Aussicht darauf, die Motivation für das Verhalten. Auch eine Strafe kann aber Motivation sein. Denn Strafe zu vermeiden ist ebenso Antrieb für Handlungen und Verhalten.

Bedürfnisse als Grundlage für Motivation

Dennoch stellt sich natürlich die Frage, was sind die Antriebe, von denen die Rede ist und die in Summe die Motivation ausmachen? Das sind Bedürfnisse. Bedürfnisse sind der Antrieb aus dem heraus ein Hund handelt. Jedes Handeln dient der Befriedigung von Bedürfnissen. Er hat Durst, dann läuft er zum Wasser (Verhalten) und befriedigt dieses Bedürfnis durch Trinken. Dadurch sinkt seine Motivation (zum Wasser zu laufen und zu trinken) und er zeigt dieses Verhalten nicht mehr, bis erneut sein Bedürfnis zu trinken ausreichend groß ist.

Der Kreislauf der Bedürfnisbefriedigung

Der Unterschied zwischen der intrinsischen und extrinsischen Motivation besteht nur darin, dass bei der intrinsischen Motivation das Verhalten selbst das Bedürfnis befriedigt, bei der extrinsischen sorgt das Verhalten dafür, dass die Bedürfnisse von außen befriedigt werden.

Beispiel Extrinsische Motivation

Unser Hund hat Hunger oder zumindest Appetit. Wir trainieren bspw. das „Sitz“. Unser Hund führt das Kommando korrekt aus, dieses führt aber nicht zur Bedürfnisbefriedigung. Er erhält aber als Belohnung ein Leckerchen. Dadurch wird das Hungergefühl weniger. Würde wir jetzt unseren Hund häufig mit Leckerchen belohnen, ist er irgendwann satt. Das heißt durch sein korrektes Verhalten und unsere Belohnung hat eine Bedürfnisbefriedigung stattgefunden und sein Hunger ist weg. Ohne den Hunger ist aber auch die Motivation weg, unsere Anweisungen auszuführen. Ohne Bedürfnis daher auch keine Motivation.

Ohne Bedürfnis keine Motivation

Das bedeutet folglich, wenn alle Bedürfnisses unseres Hundes befriedigt sind, haben wir keine Möglichkeit mehr, vernünftig und sinnvoll zu trainieren. Ist unser Hund ohnehin ein schlechter Fresser und noch dazu inzwischen satt, werden wir ihn kaum motivert bekommt für Leckerchen etwas zu tun. Je mehr Bedürfnisse unser Hund also hat, die wir im Training nutzen können, desto besser. Ist er satt und können wir auf Spielzeug umsteigen können wir ihn damit durchaus noch mal motivieren für die Mitarbeit. Es macht also durchaus Sinn sich im Training nicht nur, auf Leckerchen oder nur auf Spielzeug zu versteifen, sondern alle Arten von Bedürfnissen zu nutzen.

Von der extrinsischen zur intrinsischen Motivation

Für das Training ist die intrinsische Motivation eigentlich perfekt. Wir brauchen kein Lob, keine Belohnung nichts, der Hund führt die Übung aus, weil die Übung selbst ihm Bedürfnisbefriedigung verschafft, weil sie ihm Spaß und Freude bereitet.

Das beste Training ist also das, was dazu führt, dass unser Hund für die Aufgabe intrinsisch motivert ist. Das erreichen wir, indem wir die Übung mit maximaler Belohnungsrate und hochwertig belohnen. Nach einer Weile verbindet unser Hund die positive Erwartungshaltung bzgl. der Belohnung nach der Übung mit der Übung selbst. Die Übung erhält sozusagen eine positive Bedeutung für den Hund. In diesem Moment ist die Übung selbstbelohnend, ohne aber gleichzeitig zur Bedürfnisbefriedigung zu führen.

ACHTUNG: Das ist so natürlich nicht ganz richtig. Während vorher die Futterbelohnung das Bedürfnis nach Fressen befriedigt hat, passiert das nun nicht mehr. Aber ein anderes Bedürfnis des Hundes wird befriedigt, nämlich das nach Erfolg, Spaß und auch Interaktion mit seinem Menschen.

Motiviert eine Übung einmal intrinsisch heißt das aber nicht, dass dies immer so bleibt. Misserfolg, bspw. durch Abbruch der Übung, weil der Hund sie falsch macht oder ein „Schade“ oder „Nein“ können auch recht schnell wieder dazu führen, das die Motivation verloren geht und zwar auf zweierlei Weise.

  1. Gelingt die Übung nicht und darf unser Hund sie nicht mal zu Ende führen, weil wir sie mit einem „Schade“ oder „Nein“ abbrechen, führt dies zu Frust, denn wenn die Übung selbst für den Hund Spaß bedeutet, er sie aber nicht beenden darf, nehmen wir ihm damit den Spaß und die Motivation. Den Abbruch wird die Masse der Hunde als positive Strafe verstehen.
  2. Es findet keinerlei Bedürfnisbefriedigung mehr statt. Weder des Bedürfnisses nach Erfolg, Spaß und sozialer Interaktion noch das nach Futter oder Beute (bei Spielbelohnung).

Wenn keine Bedürfnisbefriedigung mehr stattfindet, könnte man annehmen, ist doch super, wenn Bedürfnisse nicht befriedigt werden, sind ausreichend Bedürfnisse da, um Motivation zu erhalten und man könnte quasi endlos trainieren. Dem ist aber nicht so. Findet keine Bedürfnisbefriedigung statt, wird unser Hund jegliche Aktionen einstellen. Denn Bedürfnisbefriedigung ist das Ziel jedes Handelns. Es ist aus Sicht des Hundes nicht effizient Energie zu verschwenden, wenn dadurch keine Bedürfnisse befriedigt werden.

Und was ist jetzt mit dem Frust? Den behandeln wir in Teil 2: Motivation und Frust im Training – Teil 2: Der Frust

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