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Die große Frage: Vorsitz oder Grundstellung in Abrufübungen

Wer prüfungsmäßig mit seinem Hund seine Freizeit gestalten will und dabei Erfolg haben will, dem bleibt in kaum einer Sportart erspart eine Begleithundeprüfung zu machen. Dafür ist es eigentlich notwendig, für das Abrufen aus dem Platz das Vorsitzen des Hundes zu üben. Das sollte gerade und dicht sein und der Hund sollte mit der Grundstellung auf das Kommando des  Hundeführers warten und hier ergeben sich dann gleich mehrere Fehlerquellen. Die lassen sich beim Obedience vermeiden, denn da kannst du dir aussuchen ob dein Hund vorsitzt oder gleich in die Grundstellung kommt. Und das gilt nicht nur für das Abrufen aus dem Platz sondern auch für die Apportierübungen, den „Sprung über die Hürde“, „Abrufen mit Steh und Platz“ bzw. „Abrufen mit Steh“, sowie die Geruchsidentifizierung. In allen diesen Übungen kannst du die Fehlerquellen des Vorsitzes vermeiden.

Warum überhaupt „Vorsitzen“ üben?

Für viele Trainer in Vereinen, vor allem die, die selbst kein Obedience machen, ist es einfach so, nach dem Abrufen aus dem Platz für die BH-Prüfung kommt der Vorsitz. Alternativen lernen viele daher gar nicht kennen und die gibt es, auch wenn das Vorsitzen dennoch in vielen Prüfungen und Sportarten gefordert wird.

  • Begleithundeprüfung
  • Unterordnung beim THS (Vierkampf)
  • VPG

Wer aber nach der Begleithundeprüfung Agility und/oder Obedience machen möchte, für den ist der „Vorsitz“ nach der Begleithundeprüfung nicht mehr notwendig. Und wer zwar neben Obedience, THS Vierkampf macht, sich aber ohnehin keine Platzierungen in den Top-Rängen auf überregionalen Prüfungen ausrechnet, für den spielt der Punktabzug durch den fehlenden Vorsitz auch keine große Rolle.

Problem BH-Prüfung?

Dass vor der ersten Obedience-Prüfung die BH-Prüfung mit dem Vorsitz in der Platzübung steht, sehe ich eigentlich nicht wirklich als Problem an. Wenn du mit deinem Hund auf die 1-3 Punkte für den fehlenden Vorsitz in der Platzübung angewiesen bist, um die BH-Prüfung zu bestehen, dann ist dein Hund eigentlich nicht fit für die BH-Prüfung und schon gar nicht für die Beginner-Prüfung, denn da gibt es dann genügend andere Baustellen an denen du arbeiten solltest.

Ich würde bei einem Hund, mit dem ich Obediencen machen will und nicht zusätzlich VPG, niemals mehr den Vorsitz üben. Denn der ist deutlich fehleranfälliger als die Grundstellung. Das später, nach der BH-Prüfung umzutrainieren, ist wieder langwierig und produziert zumindest in der Übungsphase wiederum Fehler, zumal ja beim parallelen Training für die Beginner-Prüfung auch die Apportierübung mit „Vorsitz“ geübt werden sollte, wenn man sich für die BH-Prüfung für den „Vorsitz“ nach dem Abrufen entscheidet.

Hinweis

Natürlich wäre denkbar, von vornherein beim Apportieren auf den Vorsitz zu verzichten und beim reinrufen nicht. Es kommt im Prinzip auf den Hund und die eigene Konsequenz beim Üben an, ob der Hund dazu neigt, das dann zu verwechseln oder das strikt trennt.

Ich habe mit meinem Engelchen neben Fährte und Obedience (erst ziemlich spät) lange Zeit VPG-Unterordnung trainiert, eben für Pokalkämpfe etc. und daher den Vorsitz trainiert, denn da kommt der Vorsitz  neben der Platz-Übung ja auch in den drei Apportierübungen vor und ist daher auch deutlich teurer. Nachdem er Anfang 2012 ein Alter erreicht hatte, in dem es ihm sichtlich schwer fällt die 1m-Hürde zu springen, wollte ich ihm das auch ersparen und habe mich entschlossen, wegen der nachfolgend aufgeführten Gründe, auch den „Vorsitz“ wegzutrainieren. Nachdem der Hund jedoch 10 Jahre lang immer beim Reinrufen und apportieren vorgesessen hat, gestaltet sich das doch sehr langwierig. Zwar kommt er auch auf Prüfungen immer häufiger gleich in die Grundstellung, es gibt aber leider auch Prüfungen, wo er sich nicht entscheiden kann und dann extrem schräg vorsitzt. Das kostet natürlich extrem viel Punkte, denn in Klasse 3 sind davon gleich 4 Übungen betroffen:

  • Abrufen mit Steh und Platz
  • Metallapport über die Hürde
  • Richtungsapport
  • Geruchsunterscheidung

Aus diesem Grund würde ich nie wieder, den Vorsitz üben, wenn der nicht auch nach der BH notwendig ist, und auch später nie wieder umtrainieren.

Was spricht für die direkte Grundstellung?

Wenn du mit deinem Hund nur Obedience und andere Sportarten machst, die keinen Vorsitz erfordern, spricht aus meiner Sicht alles dafür, den Hund immer direkt in die Grundstellung kommen zu lassen.

Denn der Vorsitz ist sehr fehleranfällig und kostet dann immens viel Punkte. Nimm an, dein Hund kommt zu dir und sitzt schräg vor, dann gibt es schon mal Abzug. Dann kommt er vielleich noch vor Kommando selbständig in die Grundstellung, wieder Punktabzug und sitzt dann vielleicht noch schräg, zu weit hinten oder vorne und dann gibt es noch mal Abzug. Oder du brauchst dann zum Einnehmen der Grundstelllung ein Doppelkommando. Auch das kostet wieder Punkte und wenn die Grundstellung dann schief ist noch mal.

Wenn dein Hund jedoch gleich in die Grundstellung kommt, kann er sich zwar auch schief setzen und kriegt dafür Punktabzug, aber ein Doppelkommando der selbständiges Arbeiten kann nichts kosten. Dazu kommt noch, dass auch zu viel Abstand beim Vorsitz natürlich Punkte kostet und auch das entfällt.

Hinweis

Wenn dein Hund natürlich perfekt vorsitzt, ist daran nichts auszusetzen. Ich habe allerdings bisher auf Prüfungen immer mehr Hunde gesehen, die dafür Punktabzug kriegen, als Hunde die dies in allen betroffenen Übungen perfekt machen.

Alleine schon das dichte „Vorsitzen“ zu üben, ist bei Hunden, die sich von sich aus nach hinten absetzen ein Problem.

Hund beim Beginn des Vorsitzes

Viele Hunde setzen sich nach hinten ab, ziehen also die Vorderbeine nach hinten vor die Hinterläufe. Dies verhindert ein enges Vorsitzen.

Damit ein Hund eng und dicht vorsitzen kann, muss er lernen, mit den Vorderbeinen stehen zu bleiben und die Hinterläufe unter die Vorderläufe zu ziehen. Das ist etwas, das man den meisten Hunden mit viel Mühe beibringen muss und was außer für den „Vorsitz“ eigentlich nicht gebraucht wird.

Hinweis

In der Distanzkontrolle ist das eigentlich nur bei Hunden notwendig, die mit den Vorderläufen fest stehen bleiben und diese Hunde machen das in der Regel von alleine und sind auch beim Vorsitz nicht das Problem.

Natürlich kann es auch andere Gründe dafür geben, dass der Hund beim Vorsitzen einen Abstand einhält. Es gibt durchaus Hunde die zumindest bei der Arbeit eine gewisse Distanz zum Hundeführer wahren, ohne dass das was mit Angst zu tun haben muss. Für diese Hunde ist die Grundstellung ebenfalls deutlich einfacher.

Kommt der Hund gleich in die Grundstellung und macht er das auf die richtige Art und Weise, sieht das auch deutlich ansprechender aus. Zumindest finde ich das, aber das ist natürlich auch Geschmackssache.

Es gibt also kaum einen Grund, außer du möchtest mit dem Hund auch VPG machen, dir das Training eines perfekten Vorsitzes anzutun.

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