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Futter oder Spielzeug – (k)eine Glaubensfrage!

In den vergangenen Jahren war ich auf zig Seminaren zum Thema Hundeausbildung, egal ob Basisausbildung, VPG-Unterordnung oder Obedience. Darunter waren eine ganze Reihe Seminare, wo die Aussage kam „Futter zur Belohnung ist schwachsinnig“. Der Hund braucht Spielzeug zur Motivation. Wenn dann von mir oder anderen Teilnehmern die Frage kam „Und was ist mit Hunden, die nicht spielen wollen?“ dann gab es zwei mögliche Antworten:

  1. Mit solchen Hunden kann man nicht trainieren, die soll man zu Hause auf die Couch schicken
  2. dann muss man ihnen das Spielen beibringen.

Letzteres ist natürlich schwierig und gelingt nicht bei allen Hunden. Aber eine solche Aussage ist deutlich sinnvoller, als die erste Alternative. Natürlich kann man einen Hund auch mit Futter belohnen oder mit ganz anderen Dingen, eine Streicheleinheit, ein nettes Wort vom Hundeführer oder ein Wettlauf mit Herrchen. All das kann als Belohnung für den Hund weit mehr Wert und viel wichtiger sein, als ein Zerrspiel mit Beißwurst oder das Werfen von Bällen.

Und darauf kommt es schließlich an. Etwas zu finden, was den Hund motiviert, wofür der Hund alles tun würde, um es zu bekommen.

Prioritäten kennen und nutzen

Tipp

Egal ob du mit Futter oder Spielzeug belohnen willst, oder vielleicht auch mit beidem im Wechsel. Probiere ruhig verschiedene Belohnungen aus und beobachte deinen Hund. Bei vielen Hunden kann man sehr gut erkennen, welche Rangfolge die einzelnen Belohnungen für ihn haben, bspw. welches Spielzeug für ihn wichtiger  ist und welche unwichtiger. Und das zu wissen, kann manchmal ganz entscheidend für das Training sein.

Meine Malinois-Hündin Lexa, hat bspw. folgende Prioritäten (aufsteigend):

  1. Trockenfutter
  2. Frolic
  3. Katzen(nass)futter
  4. Fleece-Spieltau
  5. Beißwurst
  6. Kong
  7. eine bestimmte Sorte Ball
  8. alles was quitscht

Da sie ein Hund ist, der sehr schnell von 0 auf 100 ist und sich dann nur schwer beruhigt, muss ich schon sehr genau überlegen, wie ich sie mit was bestätige. Das Spieltau ist meist das Mittel der Wahl. Alles höherwertige ist bestimmten Übungen vorbehalten.

Kong

Kong

Möchte ich sie besonders ruhig haben, bspw. bei der Fußarbeit, da neigt sie zum Bellen, bekommt sie da nur Futter und zwar so lange, bis sie ruhig und entspannt ist. Dann und nur dann kriegst sie für besondere Leistung mal ein Spielzeug.

Mein Labi-Mix hat da ganz andere Prioritäten. Das höchste ist für ihn Leberwurst oder Katzen(nass)futter. Für ihn sieht die Reihenfolge so aus:

  1. Tennisball
  2. einfacher Ball
  3. Vollgummiball
  4. Kong
  5. Ball mit Glöckchen
  6. Ball mit Quitscher (oder anderes Quitschespielzeug)
  7. Trockenfutter
  8. Frolic
  9. Hundewurst/Fleischwurst
  10. Katzennassfutter/Leberwurst

Zerrspiele mit Spieltauen, Beißwürste oder Bälle mit Band sind für ihn mehr eine Strafe als eine Belohnung und das hat sich auch nach 11 Jahren Training nicht geändert. Was sich aber bei ihm antrainieren ließ, ist der Spaß am Spielen insgesamt.  Zwar spielt er immer noch nur mit bestimmten Spielzeugen und bei ihm besteht das Spiel darin, ich werfe das Spielzeug und er holt es, aber daran hat er zwischenzeitlich Spaß und kann das trotz fortgeschrittenem Alter auch 20 x am Stück machen. Das war früher ganz anders. Im Alter von 1-2 Jahren (ich habe ihn erst mit 11 Monaten bekommen) ist er einmal  hinter dem Ball hergelaufen, jedes weitere Mal war für ihn mehr eine Strafe als eine Belohnung.

Man kann vielleicht sagen, da ist im Welpenalter was falsch gelaufen, man hätte da schon das Spielen fördern müssen. Das mag sein. Ich weiß nicht, wie und ob da mit ihm gespielt wurde. Ich kann nur sagen, der ist nicht der Typ für Zerrspiele und mehr der klassische Apportierhund. Das merkt man an seiner Art zu Spielen und das hat sich über die Jahre auch nicht ändern lassen. Ich habe lange gebraucht, um zu erkennen, welche Spielzeuge ihm Spaß machen und welche weniger. Aber das war eine wichtige Erkenntnis, die uns weiter gebracht hat.

Tipp

Wenn dein Hund auch lieber frisst als spielt, bestätige das Bringen von Spielzeug einfach mit Leckerchen. Das hat bei meinem „Engelchen“ wunderbar funktioniert, nicht von heute auf morgen aber im Laufe der Zeit hat er mit Spielzeug etwas Positives verknüpft. Hilfreich ist auch, viele verschiedene Spielzeuge zu verwenden. Zum einen kannst du dann erkennen, ob er Prioritäten hat, zum anderen ist das Spiel für den Hund viel interessanter, wenn er nicht weiß, was da geflogen kommt. Alternativ kannst du natürlich auch  einen Futterbeutel werfen, aus dem du ihn fütterst, wenn er ihn gebracht hat. Später gehst du dazu über, den Futterbeutel durch anderes Spielzeug zu ersetzen und wenn er damit ankommt, bekommt er sein Futter.

Welche Prioritäten der Hund bei den Motivationsmitteln hat, ist für das Training mancher Übungen durchaus wichtig, so bspw. für das „Abrufen mit Steh“ oder den Metallapport, wenn der Hund Metall nicht gerne in die Schnauze nimmt.

Tipp

Wenn du herausfinden willst, welches Spielzeug dein Hund als höherwertig betrachtet und welches als minderwertiger, kannst du das wie folgt ermitteln. Nimm den Hund, lege ihn so ab, dass er dich beobachten kann. Wenn er nicht genug Gehorsam hat, um liegen zu bleiben, wenn du dich mit seinem Spielzeug entfernst, binde ihn an, oder bitte jemanden ihn festzuhalten. Nimm seine Spielzeuge und zeige sie ihm, dass er sieht, dass du mit den Spielzeugen weggest. Lege diese sichtbar für den Hund in 5 bis 10 m Entfernung ab. Gehe zum Hund und erlaube ihm, sich eines zu holen. Beobachte nun, welches Spielzeug sich der Hund nimmt. Wiederhole diesen Versuch ein paar Mal und achte darauf, die Spielzeug in unterschiedlicher Reihenfolge abzulegen. Damit kannst du ausschließen, dass er zufällig das erste nimmt, das er erreicht. Das Spielzeug, dass er sich am häufigsten nimmt, ist offenbar das für ihn wichtigste. Wiederhole nun den Test (eventuell auch an einem anderen Tag oder nach einer Pause), ohne dieses Spielzeug, nur mit den restlichen. Das vom Hund als wichtigste beurteilte Spielzeug nimmst du immer aus, bis am Ende nur noch ein Spielzeug über ist. Dann hast du eine Reihenfolge der Prioritäten deines Hundes, die du für das Training nutzen kannst.

Wie wichtig ist Spielzeug für das Training wirklich?

Ich bin der Meinung, optimal ist ein Hund, der sich über Spielzeug und Leckerchen freut. Leckerchen lässt sich allerdings auch durch andere Motivationsmittel mit/beim Hundeführer ersetzen, bei Spielzeug ist das nicht immer möglich. Es gibt durchaus Übungen, wo es sinnvoll ist, wenn man den Hund auf Distanz bestätigen und überraschen kann. Bei diesen Übungen, dazu gehört, bspw. das „Schicken zum Kegel“ oder in „die Box“ sowie auch das „Abrufen mit Steh“ ist es nützlich, wenn man den Hund bestätigen kann, indem man ihm das Spielzeug zuwirft.  Und dazu ist dann noch ein Spielzeug notwendig, dass sich auch gut werfen lässt. Spieltaue, sind da meist zu leicht, für größere Entfernungen. Bälle lassen sich deutlich präziser werfen.

Wenn dein Hund sich aber gar nicht zum Spielen motivieren lässt und du keine Frikadellen oder Würstchen über den Platz schmeißen möchtest 🙂 heißt das nicht, dass du diese Übungen nicht trainieren kannst. Dann kann die Nutzung des Clickers eine gute Alternative für die Bestätigung auf Distanz sein oder du musst einfach eine andere Methode wählen. Vielleicht dauert es länger, aber vielleicht ist die alternative Methode auch genau die Richtige für dich und deinen Hund.

Mit dem Clicker belohnen?

Vielfach hört man, der Hunde würde mit dem Clicker belohnt werden. Aber das ist nicht ganz richtig. Richtig eingesetzt bestätigt der Click mit dem Clicker erwünschtes Verhalten. Die Bestätigung erfolgt aber in der Form, dass du dem Hund vorher beigebracht hast, nach dem Click kommt die Belohnung. Er kündigt also die Belohnung an und die Belohnung (das kann Futter, Spielzeug oder auch eine Streicheleinheit oder ein lobendes Wort vom Hundeführer sein) muss auf jeden Fall folgen! Du kannst nicht den Hund erst auf den Clicker konditionieren, ihm also beibringen, dass nach dem Click die Belohnung kommt und später nur noch klicken ohne Belohnung. Dann geht auch die Konditionierung auf Dauer verloren und der Click verliert für den Hund die Bedeutung.

Das schöne am Clicker ist aber, dass du ganz präzise dann klicken kannst, wenn der Hund das richtige Verhalten zeigt. Wenn du ohne Clilcker nur mit Spielzeug belohnst, kommt es recht häufig vor, dass der Hund schon keine korrekte Fußposition mehr zeigt, im Eifer und in Erwartung des Spielzeugs das Apportel fallen gelassen oder die Box verlassen hat, wenn du das Spielzeug aus der Tasche holst. In dieser Beziehung bin ich durchaus ein Clicker-Fan, wenngleich ich auch nicht alles mit Clicker trainiere.

 

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