Konditionierung auf den Clicker bedeutet, dass du deinem Hund beibringst, der Click ist etwas ganz Tolles, das Verprechen einer Belohnung. In etwa so, als wenn man einem Kind verspricht „Wenn du eine 2+ in Mathe schreibst, kriegst du eine Belohnung …“. In etwa das muss der Click für den Hund bedeuten. Der Hund zeigt ein gewünschtes Verhalten, du klickst, während er das Verhalten zeigt und der Hund denkt „Super, das wollte Herrchen/Frauchen also? Und gleich krieg ich was dafür, also gleich noch mal machen, damit ich noch mehr Belohnung kriege …“
Natürlich wird ein Hund nicht im Detail so denken. Angeblich denken sie ja nur in Form von Verknüpfungen, also ein Verhalten erzeugt eine Reaktion und die ist angenehm oder unangenehm. Ich bin allerdings der Überzeugung, auch Hunde haben ein gewisses strategisches Denken. Aufbauend auf erlerntem und angeborenem Verhalten sind sie sehrwohl in der Lage zu „überlegen“, wie sie am schnellsten ein Ziel erreichen.
Beispiel
Wenn dein Hund schon ein paar Kommandos kennt und ausführt, dann versuch mal folgendes. Stelle dich vor deinen Hund mit seinem Lieblingsspielzeug in der Hand oder einem Leckerchen und sag ein dem Hund unbekanntes Wort, bspw. „Rasenmäher“. Wichtig ist, dass du das Wort in einem Tonfall sagst, in dem du sonst Kommandos gibst. Da dein Hund das Kommando nicht kennt, ist er in der Regel erst mal ratlos. Wiederhole das Wort im gleichen Tonfall. Und du wirst sehen, mehr oder weniger schnell wird dein relativ ratloser Hund alles probieren was er gelernt hat, in der Hoffnung es ist das dabei, was du von ihm willst und mit dem er sich seine Belohnung verdienen kann. Er wird bspw. nacheinander „Sitz“, „Platz“ etc. ausführen, alles was du ihm schon beigebracht hast.
Für mich ist das der Beleg dafür, dass der Hund strategisch denkt. Er hat ein Ziel vor Augen sein Leckerchen oder Spielzeug und er erkennt, dass du ein Kommando gibst. Mit der Erkenntnis aus dem bisher Gelernten, dass er die Belohnung bekommt, wenn er das Kommando ausführt, versucht er nun das machen, was dich dazu bringt ihm die Belohnung zu geben.
Aber auch ein Wildhund oder Wolf muss diese Form strategischen Denkens kennen, denn sie ist überlebenswichtig. Wenn er Hunger hat, muss er diesen befriedigen und die einzige Möglichkeit dazu ist zu jagen. Der Hund muss also schlussfolgern, wenn ich hunger habe, muss ich jagen, um fressen zu können. Die Jagd ist also das Mittel um vom Ist-Zustand (hungrig) zum Zielzustand (satt) zu kommen und damit ein Mittel zur Bedürfnisbefriedigung. Und wenn der Hund dann zu der Erkenntnis gelangt ist, um satt zu werden, muss er jagen, dann bedeutet auch dies „stragisches Denken“. Denn es hat wenig Sinn und fördert nicht das Überleben der Art, wenn der Hund dann das größte Tier einer Herde mitten in der Herde angreift und ganz alleine versucht es zu erlegen. Erfolgreicher ist ein Hund bei der Jagd der diese „plant“, erst die anderen Rudelmitglieder versammelt, ein schwaches Tier von der Herde trennt und diese dann erbeutet. Auch das erfordert strategisches Denken.
Konditionierung versus strategischem Denken
Konditionierung bedeutet aber nun genau das Gegenteil. Der Hund soll nicht mehr darüber nachdenken müssen, was Ursache und Wirkung ist oder wie er ein Ziel erreicht. Konditionierung heißt, der es wird ein Reiz (Click) mit einer Reaktion verknüpft, so dass er Hund den Reiz später mit der Reaktion gleichsetzt, ähnlich einem erlernten Reflex. Der Hund „lernt“, dass der Click gleichbedeutend ist mit Belohnung (Futter, Spielzeug oder beides), er also etwas Positives bedeutet.
Tipp
Es gibt Hunde, die das Geräusch des Clickers nicht mögen und Angst zeigen. Auch mein Labi-Rüde gehörte dazu. Aber das ist eine Frage der Geduld, denn genau mit der Konditionierung kannst du deinen Hund vom Gegenteil überzeugen. Wenn er ein paar mal die Erfahrung gemacht hat, nach dem Click kommt nichts Schlimmes, sondern ganz im Gegenteil sein Lieblingsleckerli, wird er schnell die Angst vor dem Click verlieren und ihn als etwas tolles und schönes ansehen. Wichtig ist dann aber dass die Belohnung unmittelbar nach dem Click kommt und nicht nach oder während des Angstverhaltens.
Konditionierung mit Futter
Bei Hunden, die zumindest zuhause in bekannter ruhiger Umgebung Futter gerne nehmen, empflielt sich die Konditionierung mit Futter. Dazu gehst du so vor.
- Setze dich gemütlich mit deinem Hund an einen ruhigen Ort mit wenig Ablenkung, bspw. an den Küchentisch, auf die Couch etc.
- Nimm eine Schale mit Leckerlis und den Clicker.
- Klicke nun mit dem Clicker und gibt deinem Hund unmittelbar danach oder auch gleichzeitig ein Leckerchen.
- Wiederhole das ganze 10-20 Mal und das wiederum 5 bis 10 Mal am Tag.
Bei den meisten Hunden reichen zwei Tage, bis die Hunde das verstanden haben. Du kannst das wie folgt testen.
- Stelle die gleiche Situation her, wie vorher aber nimm noch kein Leckerchen in die Hand.
- Erzeuge einen Click, gib aber jetzt kein Futter.
Wenn dein Hund nun erwartungsvoll auf deine Hand oder die Leckerli-Schüssel guckt oder anfängt zu sabbern oder fordernd zu stuppsen, hat er verstanden, dass nach dem Klick das Leckerchen folgt. Gib es ihm nun einfach.
Jetzt kannst du die Zeitspanne zwischen Click und Belohnung ausdehnen, erst auf 1 Sekunde, dann auf 2, auf 3 etc.
Tipp
Optimal für den Anfang ist, wenn dein Hund nach einem Click gebannt ca. 30 Sekunden auf die Belohnung wartet, ohne das Interesse zu verlieren. Später kannst du diese Zeitspanne im Training weiter ausbauen.
Konditionierung ängstlicher Hunde und Futterverweigerer
Es gibt nun mal Hunde, die Futter beim Training nicht wollen oder damit einfach nicht zu motivieren sind. Bei diesen Hunden kannst du alternativ auch Spielzeug als Belohnung nehmen. Die Vorgehensweise ist die gleiche, wie beim Futter, nur ist dies etwas langwieriger, da das Spiel zwischendurch natürlich länger dauert, als das runterschlucken des Leckerchens. Es besteht überdies die Gefahr, dass du den Hund in eine Trieblage versetzt ist, in der er schlecht lernt weil er extrem hochfährt und sich nicht mehr konzentrieren kann. Bei Futter ist diese Gefahr deutlich geringer.
Tipp
Erfahrungsgemäß zeigen Hunde (Menschen übrigens auch) mehr Angst in ängstigenden Situationen, wenn sie ruhig sitzen oder liegen und so Zeit haben sich auf die Angst zu konzentrieren. In Bewegung, beim Spiel oder anderen Aktivitäten vergessen viele Hunde ihre Angst. In dieser Situation lassen sie sich daher besonder einfach so konditionieren, dass sie den Click nicht als etwas schreckliches sondern positives empfinden. Wenn du also einen so ängstlichen Hund hast, dass dieser immer rennen geht, sobald du klickst, gehe einfach mit deinem Hund in den Garten oder an einen Ort an dem er sich wohlfühlt. Laufe dabei mit ihm, zeig ihm sein Spielzeug oder ein Leckerchen und lenke ihn damit etwas ab. Unmittelbar mit dem Click schmeißt du ihm dann den Ball und spielst ausgiebig mit ihm bzw. gibst ihm ein Leckerchen. So besteht nich die Gefahr Angstverhalten nach dem Click zu bestätigen. Du wirst sehen, es dauert nicht lange und der Hund nimmt den Click nicht mehr als beängstigend war und kurz danach freut er sich regelrecht, denn „Click“ heißt ja jetzt für ihn, jetzt fliegt sein Spielzeug. Wenn du das schon mal erreicht hast, dann gehst du dazu über, das Spielzeug erst nach dem Click zu schmeißen und verfährst dann wie oben für die Konditionierung mit Futter beschrieben wurde.
Tipp
Einen umfassenden Überblick über Clicker-Training findest du auch als E-Book in zwei Formaten:
– EPUB-Format: Clicker-Training, wie es wirklich funktioniert!
– PDF-Format: Clicker-Training, wie es wirklich funktioniert!
zum Offline-lesen. Viel Spaß damit.