Die Übung „Vorraussenden in ein Viereck“ meist kurz „Box“ genannt, kommt in allen vier Obedience-Klassen vor und ab 2013 wenn die neue Prüfungsordnung „Beginner“ in Kraft tritt, wird sie die Problemübung schlechtin für die Beginner-Hunde werden, denn Hilfen wie Ablegen der Leine in der Box oder vorheriges Herausrufen aus der Box kann sich der Hundeführer jetzt nicht mehr nutzen. Der Hund muss schon in der „Beginner“-Klasse die Box finden ohne dass er vorher drin gelegen hat.
Ablauf der Übung
Die Box besteht aus vier roten Pylonen (15 cm hoch) mit weißen Streifen (hier ist das Aussehen vorgeschrieben!) sowie einem Band (oder einer Kreidemarkierung) die ein Quadrat mit 3m x 3m Fläche kennzeichnet. Die Pylonen stehen auf den Ecken der Markierung.
Anmerkung:
Inzwischen habe ich mich dahingehend belehren lassen, dass die Farbe „rot mit weißen Streifen“ nur eine Empfehlung war und nicht bindend und seit der neuen FCI-PO für die Klassen 1 und 2 auch nicht mehr gültig ist. Die Pylonen dürfen also beliebige Farben haben.
Die Farbe des Boxbandes (oder der Kreidemarkierung) ist nicht vorgeschrieben, soll aber nicht Breiter als 25mm sein. Auch mehrfarbige Boxbänder sind erlaubt.
Der Hund wird je nach Obedience-Klasse aus 10 bis 25m Entfernung in die Box geschickt (ab Klasse 1 ohne Handzeichen). In Klasse 3 muss der Hund vorher vom Hundeführer aus, 10m zu einem Pylo (in der Regel eine Halbkugel) laufen und dort auf Anweisung anhalten. Dann wird er per Richtungsanweisung nach rechts oder links in die Box geschickt. Allen Klassen gemeinsam ist aber, dass der Hund auf Entfernung die Box erkennen und anlaufen muss. Er soll freudig und mit Tempo (mindestens im Trab) in die Box laufen und im optimalen Fall vom Hundeführer mit einem Höhrzeichen in der Boxmitte gestoppt und anschließend ins „Platz“ gebracht werden. Abhängig von der Obedience-Klasse geht der Hundeführer dann zum Hund und beendet die Übung mit einer Grundstellung oder dreht vor dem Hund ab und ruft den Hund ab (Klasse 2 und 3).
Trainingsziele
Trainingsziele sollten also sein:
- der Hund muss die Box mit den Augen suchen und erkennen
- die Box auf Anweisung auf kürzestem Weg anlaufen
- sich prompt aus maximaler Geschwindigkeit stoppen und ins „Steh“ und anschließend ins „Platz“ oder gleich ins „Platz“ bringen lassen
- sich möglichst selbständig korrigieren, falls er beim Stoppen/Ablegen mit den Pfoten oder anderen Körperteilen auf oder über der Boxumrandung liegt.
Hinweis
Natürlich darf der Hund auch bei dieser Übung weder vor Anweisung arbeiten (also auch nicht von selbst in der Box stoppen) oder auf dem Weg in die Box bellen. Er soll im Zweifel solange gerade aus, vom Hundeführer (oder Pylo) weglaufen, bis ein „Stopp“-Kommando kommt.
Sie müssen also einen Weg finden, dem Hund Spaß an der Box zu vermitteln und diese mit den Augen zu erkennen und mit einem Kommando ihrer Wahl (bspw. „Box“) zu verknüpfen.
Trainingsschritte
Zu Zeiten der alten „Beginner“-Prüfungsordnung als der Hund noch in die Box gelegt und von dort abgerufen wurden, und dort eine Leine als Ziel reingelegt werden konnte, gab es im Prinzip verschiedene Möglichkeiten die Box zu trainieren. Das hat sich mit Bekanntwerden der neuen „Beginner“-Prüfungsordnung ab 2013 grundlegend geändert. Schon in der „Beginner“-Stufe muss der Hund die Box verstanden haben. Es gibt daher aus meiner Sicht nur eine Möglichkeit die Box zu trainieren, Target-Training.
Das Prinzip dabei ist, dem Hund wird zunächst beigebracht zu einem Ziel (Target) zu laufen und wird dort bestätigt, wenn er das Target mit Nase oder Pfote berührt. Später wird das Target dann in die Box gelegt und der Hund mit der Zeit aus einer Entfernung geschickt, aus der er das Target nicht mehr sehen kann. Er lernt dabei zwangsläufig erst mal die Pylonen der Box anzusteuern, denn er hat gelernt, zwischen den vier Pylonen nach seinem Target zu suchen.
Hinweis
„Suchen“ heißt mit den Augen suchen, nicht mit der Nase, denn schnüffeln in der Box ist selbstverständlich auch fehlerhaft. Daher ist auch das Ablegen von Leckerlis in der Box keine Lösung, denn dann wird der Hund irgendwann anfang mit der Nase zu suchen und sogar den Weg in die Box mit tiefer Nase wie auf der Fährte zu suchen.
Auf der Prüfung liegt das Target natürlich nicht drin, aber der Hund kann das auf die Entfernung natürlich nicht erkennt und rennt also erst mal in die Box. Es ist dann deine Aufgabe den Hund so passend zu stoppen, dass er in der Box anhält.
Für das Training sind im Einzelnen folgende Schritte notwendig:
- Du bringst deinem Hund bei zu einem Target zu laufen (dass du auf den Boden legst) und dieses mit Nase oder Pfote zu berühren.
- Läuft der Hund zuverlässig zum Target, führst du ein Kommando für das Berühren des Targets ein. Ich sage bspw. immer „Touch“. Du kannst natürlich auch „Tipp“ oder „Target“ sagen. Wichtig ist, dass dies ein anderes Kommando sein sollte, als das, was du zum Schicken in die Box verwenden willst.
- Läuft der Hund auf Kommando zum Target und das auch aus Entfernungen von 10m und mehr, legst du das Target in die Box. Jetzt ist es an der Zeit das Kommando für die Box einzuführen. Du schickst den Hund mit einem Doppelkommando, erst das neue Kommando für die „Box“, dann das bekannte für das Laufen zum Target gleich hinterher, bspw. „Box Touch“. Dein Hund wird nach kurzer Zeit bei dem Kommando für die Box schon loslaufen, denn er weiß ja, jetzt kommt das „Touch“ ohnehin.
In der Theorie funktioniert die Übung jetzt. Sofern dein Hund soviel Gehorsam hat, dass er sich auch von dir exakt stoppen lässt und der Hund nicht auf andere Ideen kommt bzw. du baust irgendwie Fehler ein, durch falsche Bestätigung etc.
Zur Fehlerbehandlung und zur Behebung von Problemen mit der Übung gibt es demnächst einen separaten Artikel.
Vorbereitungen zum Box-Training: Target und Boxband
Du brauchst zum Training drei bis vier Dinge:
- 4 Pylonen für die Box
- 1 Boxband
- 1 Target
- 1 Clicker (falls du damit arbeitest, was ich bei der Übung empfehlen würde)
Die Farbe (rot mit weißen Streifen) und Größe (15 cm hoch) für die Pylonen sind vorgeschrieben. Die Farbe des Boxbandes nicht. Die Wahl der Farbe ist daher schon mal nicht unwichtig, denn auf Prüfungen kann deinem Hund alles mögliche begegnen. Häufig werden auf Prüfungen schwarze, rote oder gelbe Boxbänder verwendet. Gerade rote und gelbe Boxbänder haben aber einen großen Nachteil. Die Umrandung des Vierecks in dem die Übungen stattfinden, wird auf Prüfungen in der Regel mit Absperrband gemacht, das flach auf den Boden gelegt wird. Das ist meist rot, rot-weiß oder gelb und hat damit sehr häufig die gleiche Farbe wie das Boxband. Hat der Hund gelernt, das Boxband an der Farbe zu erkennen, kann es passieren, dass er dann über die Ringbegrenzung hinausläuft, weil er das Absperrband für das Boxband hält. Das sieht man auf Prüfungen gar nicht so selten.
Wichtig
Es ist daher ganz wichtig, dass du auch mal trainierst, dass zumindest ein Teil der Ringbegrenzung beim Üben aufgebaut ist. Die sollte dann so 3-5m hinter der Box liegen. Außerdem ist es wichtig, dass deinem Hund die Farbe des Boxbandes egal ist. Das geht am besten, indem du mit vielen verschiedenen Boxbandfarben trainierst oder bspw. ein mehrfarbiges Boxband nutzt, bei dem jede Seite eine andere Farbe hat. Wenn du den Hund dann von verschiedenen Seiten in die Box schickst, sieht die immer wieder anders aus. Das was gleich bleibt sind die Pylonen an denen sich der Hund dann auch auf Dauer orientiert.
Das Target sollte etwas flaches sein, maximal Bierdeckelgröße, besser etwas kleiner, eine kleine Plexiglas-Platte, ein Stück Teppich, ein Bierdeckel oder bspw. ein Schraubverschluss von einem Glas (bspw. Gemüseglas oder Gurkenglas). Ich verwende immer so einen Schraubverschluss. Die sind billiges Abfallprodukt innen immer weiß, egal welche Farbe sie außen haben und sie haben keine scharfen Kanten, an denen sich der Hund verletzen kann.
Wichtig ist in jedem Fall, dass du immer das gleiche Target nimmst. Also immer Teppich oder immer Deckel und nicht mal das und was anderes. Denn der Hund soll ja wissen wonach er mit den Augen ausschau halten soll.
Tipp
Ich habe schon Hundeführer gesehen, die nehmen dann gerne auch ein Spielzeug als Target oder stellen eine Halbschale rein, so nach dem Motto, dann läuft der Hund auch dahin. Aber darum geht es ja gar nicht. Er soll nicht in die Box laufen, weil er das Target von weitem sieht, sondern weil er weiß, dass innerhalb der Box sein Target liegt, auch wenn er es nicht sieht! Zudem ist natürlich eine Halbschale in die Box zu stellen äußerst ungünstig, denn womöglich verknüpft der Hund mit dem Kommando „Box“ zur nächsten Halbschale zu laufen und auf Prüfungen stehen da immer welche.
Achtung
Absolut verboten als Target sind meiner Meinung nach „Spielzeuge“ auch wenn sie noch so klein sind und Leckerchen (ausgenommen davon flache Dosen/Tuben mit Leckerchen). In aller Regel legen gerade Hundeführer „Spielzeug“ in die Box, deren Hunde total verrückt danach sind. Klar, die Hunde geben dann richtig Gas, das sieht toll aus, verstehen wird der Hund die Box aber so wohl kaum. Denn er ist so fixiert auf das Spielzeug, dass er alles drumherum (also weder Boxband noch Pylos) gar nicht wahrnimmt. Gleiches gilt für Leckerlidosen/-tuben für sehr verfressene Hunde. Leckerchen lose in die Box zu legen, scheidet allein deshalb aus, weil die Stellen in der Box dann danach riechen und nicht nur der eigene, sondern auch die Hunde aller anderen Trainingspartner mit Schnuppern anfangen. Wenn du unbedingt ein Triebmittel in die Box legen willst, darf das maximal eines sein, was dem Hund die Box „interessant“ macht aber keinesfalls das höchstwertige Triebmittel. Das sollte der Hund dafür bekommen, dass der in die Box läuft und später, wenn du mit dem Trainings soweit bist, wenn er in der Box steht.
Ich bin persönlich der Meinung, das Target sollte für den Hund völlig neutral sein und es führt kein Weg daran vorbei, dem Hund zunächst beizubringen, zum Target zu laufen, bevor man es in die Box legt. Einen „schnellen“ Weg, dem Hund die „Box“ klar zu machen, ohne Fehler einzubauen, die später nur schwer wieder auszubügen sind, gibt es eigentlich nicht.
Tipp
Bei Hunden, die sich wirklich kaum motivieren lassen zu einem neutralen Target zu laufen, habe ich auch schon mal ein Leckerchen auf das Target gelegt. Aber eben nieeeemals lose auf den Boden.
Das Laufen zum Target trainieren
Am besten trainierst du das Target mit einem Clicker, denn damit kannst du präzise bestätigen, wenn der Hund am Target ist. Am besten gehst du wie folgt vor, um das Laufen zum Target zu trainieren:
- Halte das Target dem Hund mit ein paar cm-Abstand vor die Nase. Ein normaler, neugieriger Hund wird nun gucken kommen, was das ist und dabei das Target auch mit der Nase berühren. Dann bestätigst du ihn dafür. Wiederhole diesen Schritt, bis der Hund kapiert hat, wenn er von sich aus (ohne ein Kommando von dir) mit der Nase an das Target stupst, gibt es die Belohnung.
- Lege das Target nun vor den Hund flach auf den Boden. Warte wieder ab, bis er auf die Idee kommt, es anzustupsen. Wenn er das mit der Pfote macht ist auch nicht schlimm. Es kommt nur darauf an, dass der Hund nah genug zum Target läuft.
- Wiederhole dies, bis der Hund auch aus 2-3m Entfernung zielgerichtet zum Target läuft.
- Hat der Hund begriffen, wenn er das Target sieht, es anzustupsen, egal ob auf dem Boden der in deiner Hand, gibt zeitgleich mit dem anstupsen das gewünschte Kommando bspw. „Touch“ und bestätige ihn.
- Wiederhole das, bis der Hund irgendwann, schon auf das Kommando „Touch“ zum Target läuft. Dann hat der Hund das Target verstanden.
- Wiederhole nun die Übung, bis der Hund mit Spaß zum Target läuft und es auch aus 10-15m Entfernung eifrig und zielstreibig anläuft.
Tipp
Viele apportierfreudige Hunde gehen irgendwann dazu über und stupsen das Target nicht nur an, sondern bringen es gleich mit. Auch wenn ich auf unzähligen Obedience-Seminaren gehört habe, das sollte man doch unterbinden, bin ich der Meinung, wenn der Spaß des Hundes darin besteht das Target zu apportieren, dann ist das schon OK. Der Hund soll ja Spaß haben, denn nur dann läuft er schnell und zielstrebig zum Target. Auf der Prüfung liegt kein Target in der Box, das der Hund mitbringen könnte. Ich habe meinen Rüden immer das Target bringen lassen, wenn er es wollte. Er hatte halt Spaß daran. Nachteile habe ich keine gesehen, außer, dass ich mehr Bewegung hatte, weil ich es immer wieder wegbringen musste 🙂
So geht es weiter …
Wenn der Hund das Kommando für das Target verstanden hat, kannst du es in der Box platzieren. Wichtig ist dabei, dass der Hund die ersten Male noch sieht, dass du oder jemand anderes das Target in der Box ablegt. Du solltest ihn dann aber aus so großer Entfernung in die Box schicken, dass er das Target selbst dann nicht mehr sieht. Er soll ja lernen, „das Target liegt zwischen den vier Pylonen, also renne ich erst mal auf die Pylonen zu …“.
Später, wenn du den Eindruck hast, dass der Hund sich an den Pylonen orientiert, drehst du große Kreise um die Box und schickst den Hund aus allen Richtungen aus dem Laufen in die Box. Wenn er immer zielgerichtet zum Target in der Box läuft, hat er die Box verstanden, denn er läuft dann nicht einfach nur gerade aus, sondern muss ja, einen leichten Bogen zur Box laufen.
Hinweis
Achte aber unbedingt darauf, dass du die Box links herum umrundest, sonst muss dein Hund erst um dich herum laufen und du bringst dem Hund bei, dass es nicht wichtig ist, den direkten Weg zur Box zu nehmen.
Im nächsten Schritt gehst du dann dazu über, den Hund von beliebigen Stellen auf dem Platz in die Box zu schicken. Wenn er dann immer noch zielstrebig zum Target in der Box läuft, kannst du das ein- oder andere Mal das Target in der Box weglassen. Wichtig ist dann aber, dass du ihn schnell genug bestätigst, wenn er in der Box ist, auch wenn er sich nach seinem Ausbildungsstand noch nicht dort stoppen lässt.
Im nächsten Artikelteil zur Box geht es dann um das Stoppen in der Box.